Architektur und Ideologie stehen in einem wechselseitigen Verhältnis. Architektur ist immer Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse und damit immer sowohl im Ausdruck als auch in ihrer Wahrnehmung nur im Zusammenhang eines gesellschaftlichen und individuellen Psychischen verständlich. Ideologie nutzt Architektur allen anderen Alltagsgegenständen gegenüber bevorzugt als Träger ihrer ideologischen Botschaft. Um einerseits diesen Sachverhalt zu fokussieren und andererseits die Möglichkeit der Kritik zu eröffnen, muss ein der Architektur prinzipiell zugehöriger ideologischer Aspekt anerkannt werden. Architektur ohne einen ideologischen Aspekt gibt es nicht. Nirgends wird das Verhältnis von Architektur und Ideologie anschaulicher als in politisch, national, ethnisch, ideologisch oder religiös geteilten Territorien. Weltweit steht Berlin zwischen 1945 und 1989 einzigartig für den ideologischen Aspekt von Architektur. Die geteilte Hauptstadt, das „Doppelte Berlin“, benötigte alle Staats-, Stadt-, Wohn- und Kultur-Bauten doppelt. In der jeweils unterschiedlichen, spiegelbaren Ausformung der Architekturen zeigt sich der Sachverhalt an sich und gleichzeitig doppelt in seiner spezifischen ideologischen Ausrichtung. Berlins Entwicklung zu einer westlichen Weltmetropole seit den 90iger Jahren zerstört zusehends das ideologisch-kulturelle Erbe das sich in seinen Bauten und architektonischen Situationen materialisiert. Damit verwischt die hier besonders deutliche Sichtbarkeit des ganz grundsätzlich statthabenden Einflusses von Ideologie auf Architektur.